NRZ (12.01.2005) – Angekommen im Alltag

Grüne / Vor 25 Jahren wurde die Partei gegründet. Erst auf Bundesebene, zehn Monate später in Hilden. Es folgten Realpolitik und Parteiaustritte. Ehemalige Weggefährten erinnern sich. HILDEN. Die Feier fällt aus, zumindest für Stefan Mindenbeck. Der Vorstandssprecher von Bündnis 90 / Die Grünen ist ohne großes Aufhebens zurückgetreten. „Aus privaten Gründen.“, verriet er gestern der NRZ. Mehr nicht. Trotzdem, das eine oder andere Mitglied der ehemaligen Protestpartei dürfte heute in Sekt- statt Selterslaune sein. Auf den Tag genau vor 25 Jahren organisierten sich die Grünen als Bundespartei. „Ach, ja“, entfährt es Udo Weinrich (46). Vielleicht verständlich, dass dem Grünling der ersten Stunde dieses Datum nicht sofort etwas sagt. 1999 war er aus der Partei ausgetreten, bitter-böse. Heute sitzt er als Fraktionsvorsitzender der Bürgeraktion (BA) im Stadtrat – neben seinen alten Mitstreitern. Enttäuschend findet er das, „weil die Grünen einen anderen Weg hätten gehen können.“ Eine, die die ersten Schritte wagte, war Beatrix Falkenberg (58). Töchterchen Eva, damals wenige Monate jung, war bei der Gründungsversammlung des Hildener Ortsverbandes in der Gaststätte „Am Lindenplatz“ am 24. November 1980 mit dabei. „Eine Partei neues Typs“ wollten die Grünen sein, formulierte ihr erster Vorsitzender, der Autobahnpolizist Dieter Reckert. „Es geht nicht ohne Kompromisse“, weiß Beatrix Falkenberg heute. Niederlagen gehören zum Politik-Geschäft. Frag nach bei Ellen Reitz, die 1980 zum ersten Vorstand gehörte und anno 2005 im Stadtrat für die selbsternannte Umweltpartei sitzt. Also viel im neuen Rathaus zu tun hat, dessen Bau die Grünen in den 80er Jahren verhindern wollten. Spätestens 1994 waren die Grünen in der Realpolitik angekommen – als kleiner Koalitionspartner der SPD. Entscheidungen, wie den Verkauf der Stadt-Anteile an der Hildener Aktien-Bau, der eine Austrittswelle nach sich zog, verteidigt Fraktionsmitglied Klaus-Dieter Bartel noch immer: „Es war richtig.“ Feiern werde er heute nicht. „Vielleicht wird im November etwas gemacht.“ (pla)

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