Analyse: Gewerbegebiet Giesenheide soll nicht im Hau-Ruck-Verfahren vermarktet werden. Von außen betrachtet, scheint das Gebiet im Dornröschenschlaf zu sein. VON MONIKA SALCHERT HILDEN Im nächsten Jahr werden es zehn Jahre: So lange beschäftigt die Giesenheide die Gemüter in der Stadt. Mindestens. 1996 begann die Stadt Hilden offiziell mit den Planungen zum Gebiet Giesenheide. Am 21. Dezember 1995 fasste der Rat den entsprechenden Grundsatzbeschluss. Einen Kuchen mit zehn Kerzen zum Geburtstag wird es aber aller Voraussicht nach nicht geben. Zu kontrovers ist das Thema in all den Jahren diskutiert worden. Die Bürgerinitiative “MUT” (Mit uns nicht) lief Sturm gegen den Plan. Gemeinsam mit dem BUND und dem ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) war sogar zunächst Klage vor dem Oberverwaltungsgericht Münster eingereicht worden, die später aber wieder zurückgezogen wurde. Auch die kleineren Fraktionen FDP, Bürgeraktion und Unabhängige waren stets gegen ein Gewerbegebiet Giesenheide. Später auch die Grünen, die sich zunächst wie CDU und SPD dafür ausgesprochen hatten. Während Bürgeraktion und Unabhängige zu keinem Zeitpunkt einen Bedarf für ein weiteres Gewerbegebiet sahen, wollte die FDP zunächst alle übrigen Flächen in der Stadt erschöpft wissen, ehe sie grünes Licht für die Giesenheide geben wollte. Inzwischen ist die erste Hälfte des als Gewerbegebiet Nord ausgewiesenen, 105000 Quadratmeter großen Areals erschlossen, wie Hans-Joachim Kurowsky, Leiter der städtischen Wirtschaftsförderung, jetzt auf Anfrage bestätigte. Der erste Mieter fehlt indes noch. Das Gelände werde stark nachgefragt, heißt es von Seiten der Stadt. Erste Vermarktungsgespräche würden geführt. Keine Autohäuser Das muss stimmen. Hat sich doch Wirtschaftsdezernent Norbert Danscheidt vor fast genau einem Jahr gegenüber unserer Leitung ähnlich geäußert. Davon, dass die Giesenheide scheinbar in seligem Schlummer liege, wie unlängst RP-Leser im Gespräch mit der RP vermuteten, könne laut Kurowsky keine Rede sein. Aber 98 Prozent der interessierten Unternehmen kämen überhaupt nicht in Frage. So will es ein Ratsbeschluss. Der besagt, dass nur Firmen in die Giesenheide dürfen, die 15 neue Arbeitsplätze umgerechnet auf 1000 Quadratmeter Fläche schaffen. Damit fallen Autohäuser und Speditionen mit ihren großen Lagerhäusern und Verkaufsräumen durch das Raster. Die Stadt ist über den Status quo, sprich die derzeitige Leere in der Giesenheide gar nicht betrübt. Es sei nie Ziel gewesen, das Gebiet im Hau-Ruck-Verfahren zu belegen. In das letzte zusammenhängende Gewerbegebiet in Hilden sollen Betriebe einziehen, die langfristig positive Impulse für die heimische Wirtschaft setzen. Um für die Juwelen das Feld zu bestellen, wird auf den schnellen Euro verzichtet. Geht die Rechnung auf, ist es in der Tat eine Investition in die Zukunft. Mit einem nachhaltig hohen Steueraufkommen. Aber erst einmal müssen die Kandidaten gefunden werden. Dafür haben sich die Verantwortlichen fünf bis zehn Jahre Zeit gegeben. Klappt das nicht, bleibt als schwacher Trost, dass Hilden mit der Giesenheide über einen erstklassigen Open-Air-Veranstaltungsort verfügt. Aber selbst bei der Sparkasse steht das nächste große Jubiläum erst in 50 Jahren an. Zu ihrem 150. Geburtstag traten ja die “Höhner” in der Giesenheide auf. Aber die sind in 50 Jahren auch in Rente.