DISKUSSION / Ursula Probst, Vorsitzende der Bürgerinitiative „Mut“, bezeichnet ein Kalender-Bild mit der Einweihung der Reichsautobahn als einen „unreflektierten Fehlgriff des Verlegers“. HILDEN. Seit 1999 gibt Wolfgang Engel den Kalender „Hilden anno dazumal“ heraus. Das Bilderwerk mit den historischen Fotos und Stadtansichten hatte der gebürtige Hildener, der in Neuss wohnt, auch an einem Stand auf dem Itterfest angeboten. Doch jetzt sorgt eines der alten Bilder für Ärger: Das Motiv für den Oktober 2006 trägt die Bildunterzeile „Am Jägersteig. Einweihung der Reichsautobahn, 1936“. Auf der abgebildeten Autobahnbrücke hängt ein großes Transparent mit zwei Hakenkreuzfahnen und der Aufschrift „Wir begrüßen den Pg. Dr. Goebbels in seiner rheinischen Heimat“. Für Ursula Probst, Vorsitzende der Bürgerinitiative „Mut“, hinterlässt das Bild einen „faden Beigeschmack“. Man könne solche Bilder zwar als historisches Dokument betrachten, aber auch als Verbreitung nationalsozialistischer Propaganda. „Wir empfinden dieses unkommentierte Bild in einem Kalender, der das alte Hilden zeigen soll, zumindest als unreflektierten Fehlgriff des Verlegers.“ Der sieht allerdings keinen Anlass für die Aufregung: „Das Dritte Reich gehört schließlich auch zur Hildener Stadtgeschichte“, sagt Wolfgang Engel auf NRZ-Anfrage. Auch alle anderen Bilder würden in seinen Kalendern nicht weitschweifig kommentiert. Das Bild stamme aus dem privaten Familienalbum einer Hildenerin. „Dass die Bilder nicht jedem gefallen, damit muss man leben“, sagt Wolfgang Engel, der den Kalender in fünf Städten herausgibt. Auf das umstrittene Motiv habe er ansonsten keine negativen Reaktionen erhalten. (ib)