RP vom 16.11.2005: Bild fällt aus dem Rahmen

In dem Kalender „Hilden Anno Dazumal“ für 2006 ist ein Foto aus dem Jahr 1936 zu sehen. Es zeigt unter anderem ein Transparent mit Hakenkreuzen. Das gefällt nicht jedem. VON MONIKA SALCHERT HILDEN Seit vielen Jahren bietet Wolfgang Engel Kalender mit historischen Fotos aus Hilden zum Kauf an. Zum Itterfest vom 21. bis23. Oktober erschien der Kalender „Hilden Anno Dazumal“ für 2006. Gegen die Auswahl des Oktoberblatts fürs kommende Jahr regt sich Kritik. Das Foto wurde im Jahr 1936 Am Jägersteig aufgenommen und zeigt die Einweihung der Reichsautobahn. Die Brücke ist dekoriert mit einem Transparent. Das trägt die Aufschrift „Wir begrüßen den Pg Dr. Goebbels in seiner rheinischen Heimat. Ortsgruppe NSDAP Hilden“. Für Ursula Probst, Vorsitzende der Bürgeraktion MUT, ist die Hereinnahme des Bildes ein „unreflektierter Fehlgriff des Verlegers“. Ursula Probst weiter: „Sicher kann man solche Bilder aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Zum einen als historisches Dokument, zum anderen als Verbreitung nationalsozialistischer Propaganda.“ Ihrer Ansicht nach, hätte das Foto zumindest angemessen kommentiert werden müssen. Das hätte sich auch RP-Leser Dietrich Ernst gewünscht. Er findet die Auswahl des Fotos zumindest fragwürdig. Es sollte doch tunlichst alles vermieden werden, „Geister zu rufen, die noch schlafen“. Bei Herausgeber Wolfgang Engel sind bislang keine Klagen eingegangen. Zur Frage der Kommentierung meint er: „Das ist nicht der Charakter dieses Kalenders. Die Fotos sind die Hauptaussage. Die Bildunterschriften sind immer kurz und prägnant.“ Er ist der Ansicht, dass die Zeit des Dritten Reichs ein Teil der deutschen Geschichte ist. Ein Teil, den man nicht ausblenden könne und dürfe. Das Foto stamme aus dem Album einer Hildener Familie. Private Aktion Stadtarchiv-Leiter Dr. Wolfgang Antweiler sieht in dem Kalenderblatt nichts Anstößiges. „Es ist ein historisches Fotos. Damit wird doch keine Propaganda gemacht. Es ist aber eine Tatsache, dass es die zwölf braunen Jahre auch in Hilden gab.“ Die Mitarbeiter des Stadtarchivs kennen Wolfgang Engel seit Jahren. Der Verleger aus Neuss holt sich regelmäßig Rat im Archiv. „Wir verstehen uns als Kompetenz-Center. Wer Fragen zur Geschichte der Stadt hat, ist bei uns willkommen und vor allem richtig“, sagt Antweiler. Der Kalender „Hilden anno dazumal“ sei aber das Angebot eines privaten Geschäftsmannes, unterstrich Bürgermeister Günter Scheib. Auch ihm sind bereits einzelne kritische Stimmen zu dem Kalender zu Ohren gekommen. Mit Blick auf das Bild hatte er bei der Kranzniederlegung zum Gedenken an die Reichspogromnacht am 9. November am Gedenkstein hinter der Stadthalle daran erinnert, dass der Umgang mit dem Nationalsozialismus auch 60 fahre nach Kriegsende sehr schwierig ist. „Es ist oft eine Frage des richtigen Fingerspitzengefühls.“

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