WZ vom 18.11.05: Fehlgriff bei der Foto-Auswahl

Unverständnis und Kritik am Oktober-Blatt des Kalenders 2006 aus der Reihe „Hilden anno dazumal“, auf dem Nazi-Embleme zu sehen sind. Von Michael Kremer Hilden. Die heutige Autobahn 3 wurde 1936 als damalige Reichsautobahn ihrer Bestimmung übergeben. Auf Hildener Stadtgebiet wurde das Ereignis am Jägersteig gefeiert. Von dieser Feier wurden Fotos gemacht, eines davon wurde in den Kalender „Hilden anno dazumal“ für 2006 aufgenommen. So weit so gut, doch auf dem Oktober-Kalenderblatt mit dem Foto aus Privatbesitz sind auf der Brücke Nazi-Uniformen zu erkennen und am Brückengeländer hängen zwei Fahnen mit Hakenkreuzen sowie ein Spruchband der Hildener NSDAP-Ortsgruppe mit einem Willkommensgruß für den Propaganda-Leiter der Nazis, Joseph Goebbels, in dessen „rheinischer Heimat“. „Wir empfinden dieses unkommentierte Bild in einem Kalender, der das alte Hilden zeigen soll, zumindest als unreflektierten Fehlgriff des Verlegers“, sagt dazu Ursula Probst. Die Vorsitzende des Vereins Mut räumt zwar ein, dass dieses Bild auch als historisches Dokument betrachtet werden könnte, andererseits aber auch als „Verbreitung nationalsozialistischer Propaganda“. Vor allem durch das Fehlen eines entsprechenden Kommentars habe das Foto einen „sehr faden Beigeschmack“. Den Unmut und den faden Beigeschmack, den die Mut-Vorsitzende empfindet, kann auch die Vorsitzende des Museums- und Heimatvereins, Elisabeth Harsewinkel, nachvollziehen: „Der Kalender ist als solcher eine gute Sache und wird ja auch sehr stark nachgefragt. Ob man aber ein solches Motiv in die Wohnzimmer transferieren muss, sei dahingestellt.“ Verleger Wolfgang Engel aus Neuss, sei kein Historiker, so Harsewinkel weiter, „der selbstverständlich auch derartige Ereignisse wie die Einweihung der Reichsautobahn festhalten muss“. Dies sei längst geschehen, „durch dazu autorisierte Personen“, etwa in den Hildener Jahrbüchern. Auch wenn Harsewinkel dem Verleger, der gestern für die WZ nicht erreichbar war, keinerlei böse Absicht unterstellen will, so wäre es doch wünschenswert, „wenn er mit der Auswahl der Bilder für seinen Kalender etwas sensibler umgehen würde“. Denn: „Zu einer Zeit, in der vielerorts gegen das Aufkommen nationalsozialistischen Gedankentums und das Verbreiten entsprechender Embleme angekämpft werden muss, sollte man nicht noch per Kalender Hakenkreuze und Willkommensgrüße in die Wohnungen katapultieren.“ Schließlich sei es niemandem zuzumuten, diesen Anblick einen ganzen Monat zu ertragen

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