„Hände weg vom Alten Markt“ Auf der letzten Sitzung des Arbeitskreises Denkmalschutz und Denkmalpflege des Museums- und Heimatverein Hilden e.V. am 11. August 2006 wurde die folgende Stellungnahme zum oben genanntem Thema erarbeitet: 1. Stadtgeschichtliche und städtebauliche Situation Der „Alter Markt“ ist zentraler Bestandteil der historischen Altstadt von Hilden. 1857 wurde auf Initiative und Kosten einer Gruppe von Hildener Bürgern der Marktplatz angelegt. 1863 wurde die Gedächnis-Eiche gepflanzt, die heute den stattlichen Mittelpunkt des Platzes bildet. Gemeinsam mit der viel älteren Reformationskirche (um 1250), den vielen wertvollen Baudenkmälern in der Altstadt und der Fußgängerzone Mittelstraße bildet der „Alter Markt“ ein historisch gewachsenes Ensemble, das einzigartig ist Der „Alter Markt“ ist Mittelpunkt des Lebens in der Stadt und gleichzeitig die gemütliche „gute Stube“, die alle Hildener von Herzen lieben. Die Mittelstraße, früher Hauptverkehrsstraße, gehört zu diesem Ensemble. Bei der Umgestaltung zur Fußgängerzone vor über 20 Jahren wurde die historisch immer vorhandene Trennung zwischen Straße und Markt durch grundsätzlich verschiedene Gestaltungen sowie durch eine durch Höhenunterschiede bedingte flache Stufenanlage beibehalten. Verbunden wurden diese sowohl in ihrer Funktion als auch Gestaltung unterschiedlichen Bereiche von Straße und Platz durch einen Rahmen von 17 Bäumen (Kugelahom). „Alter Markt“ und Mittelstraße sind Beispiele für eine hervorragend gelungene Stadtgestaltung, die von der Bürgerschaft entsprechend gut angenommen worden ist. 2. Ratsbeschluss Am 21. Juni 2006 hat der Rat der Stadt mit den Stimmen von CDU und SPD eine vollständige Umgestaltung im Bereich des „Alter Marktes“ beschlossen, die keinerlei Rücksicht auf die historisch gewachsene Situation von Kirche, Markt und Mittelstraße mit ihrer Einmaligkeit und Unverwechselbarkeit sowie auf die Empfindungen der Bürger nimmt, die das Herz der Stadt, so wie es gewachsen ist, einfach lieben. Nach dem Willen der Mehrheit im Rat soll in der Altstadt ein großer Platz in modernem Design entstehen, der sich optimal für Großveranstaltungen eignet. Dazu muss die Mittelstraße in den Platz einbezogen und die flache Stufenanlage, die bisher Straße und Platz trennt, beseitigt werden. Für über 1,4 Millionen Euro soll der neue Platz von Grund auf erneuert werden und eine einheitliche Oberfläche aus gebrochenen indischen Quarzitplatten erhalten, die leicht diagonal über den „Alter Markt“ und die Mittelstraße verlegt werden. Die 17 Bäume, die bisher den gestalterischen Rahmen für die unterschiedlichen Bereiche Straße und Platz bildeten, sollen entfernt werden. Das mit Granrt-Kleinpflaster gestaltete Kirchengrundstück wird nicht in den neuen Platz einbezogen. Eine Sitzmauer trennt diesen Teil des „Alter Marktes“ einfach ab. Auf raumbildende Gestaltungselemente für den neuen Platz wird weitgehend verzichtet. Ein vorgeschriebenes Raster von Sonnenschirmen in einheitlicher Farbe soll dem Platz ein besonderes Flair geben. Dazu kommen modernste Lichtstelen als Straßenbeleuchtung. Mit der beschlossenen neuen Platzgestaltung verliert Hilden nicht nur einen ganz besonderen stadtgeschichtlichen Ort, sondern auch einen wesentlichen Teil seiner Identität. Die Stadt wird geschichts- und gesichtslos. 3. Rettet den Alten Markt. Die heute vorhandene Gestaltung des „Alter Marktes“ darf nicht verändert werden. Das noch überwiegend vorhandene Mosaikpflaster soll wiederhergestellt werden. Dafür ist nach unserer Auffassung eine Erneuerung des Platzunterbaues und eine Neuverlegung der Pflasterung erforderlich. Nach Abschluss der Erneuerungsarbeiten muss durch wirksame Maßnahmen der Stadt dafür gesorgt werden, dass Zugmaschinen, schwere Lieferfahrzeuge und große Fahrgeschäfte die Pflasterung nicht erneut zerstören. Ohnehin ist es an der Zeit, dem Wunsch der Bürger, die an den Workshops teilgenommen haben, nach Einschränkung von Zahl und Größe der Veranstaltungen auf dem „Alter Markt“ endlich zu entsprechen. Aus historischen und stadtgestalterischen Gründen soll die flache Stufenanlage, die den „Alter Markt“ von der Mittelstraße trennt, ebenso erhalten bleiben wie die Treppenanlage an der Kirche und der Standort für das Wilhelm-Fabry-Denkmal. Eine Sitzmauer, die den Platz an der Kirche abtrennt, ist abzulehnen. Der Beschluss des Rates zur Sitzmauer ist ein trauriger Beleg für das Unvermögen der Ratsmehrheit im Umgang mit dem „Alter Markt“. Für die technisch und gestalterisch einwandfreie Mittelstraße gibt es keinerlei Veränderungsbedarf. Die vom Museums- und Heimatverein Hilden e.V. geforderten Reparatur- und Erhaltungsmaßnahmen für den „Alter Markt“ sind mit sehr viel geringeren Kosten als die im Ratsbeschluss vorgesehenen 1,4 Millionen Euro verbunden. Entscheidend aber ist, dass der „Alter Markt“ als unverwechselbarer Teil des Hildener Stadtbildes und historischer Identifikationspunkt auch für zukünftige Generationen erhalten bleibt und nicht durch inhaltsloses Mode-Design leichtfertig und unwiederbringlich zerstört wird. Hilden, den 14. August 2006 MUSEUMS- und HEIMATVEREIN HILDEN e.V Elisabeth Harsewinkel Ulrich Braasch