CO-Pipeline: Duisburger Wochenanzeiger 08.09.2007

Heißer Herbst im Süden? Bürgerinitiative Contra Pipeline fordert Baustopp und hofft auf die Einsicht aller Beteiligten. Angst, Wut, jede Menge Kampfgeist, aber auch die Hoffnung auf eine einvernehmliche Lösung kennzeichneten am vergangenen Mittwoch das Treffen der Bürgerinitiative gegen die CO-Pipeline im Duisburger Süden. Rund 150 Betroffene machten im Pfarrsaal von St. Stephan u s in Ungelsheim ihrem Ärger Luft. An zwei Schulen und an Wohnhäusern in Ungelsheim und Serm soll die CO-Pipeline der Bayer AG vorbeiführen. Ein größeres Leck könnte. so die Initiative, tausende Menschen das Leben kosten. Wie Feuerwehr und Ärzte auf einen solchen Unfall vorbereitet sind, erfuhr Erich Hennen. Mitglied der Bürgerinitiative COntra-Pipeline, auf einer Sitzung des Umweltausschusses, die er am 30. August besuchte. Seine ernüchternden Erkenntnisse gab er am Mittwoch an die Betroffenen weiter: “Es war unglaublich. Die Feuerwehr ist bei einem solchen Einsatz gar nicht vorgesehen. Der Katastrophenschutz ist dafür nicht ausgerüstet, und der anwesende Mediziner äußerte: Es sei zu handeln. Wenn ein Zwischenfall da sei, er sei zu handeln. Dann haben wir gefragt, welche Vorstellung haben Sie denn? Danach rückte er raus, dass man unter Umstanden 100 Leute irgendwie versorgen konnte. Ich hin dann nachher noch einmal zu dem Mediziner und hab ihm gesagt: Wir sprechen hier unter Umständen von ein paar Tausend, wenn wir Glück haben von ein paar Hundert. Worauf dann die Antwort von ihm kam: Sie müssen entschuldigen, solang bin ich noch nicht dabei.” Was auf einem Kabarett labend für heiteren Frohsinn gesorgt hätte, trieb in Ungelsheim den Anwesenden die Zornesröte ins Gesicht. Gute Nachrichten halte dagegen Peter Gärtner, der die Unterschriftenaktion gegen die CO-Pipeline koordiniert: “Mittlerweile haben rund 8000 Menschen unterschrieben. In der nächsten Woche werden wir wahrscheinlich die 10000. Unterschrift vermelden können.” Zusammen mit 40000 weiteren Unterschriften, die Bürgerinitiativen zwischen Monheim und Ratingen gesammelt haben, sollen sie dann an die zuständigen Stellen verschickt werden. Im Laufe der Versammlung stellte sich der parlamentarische Geschäftsführer der Grünen/Bündnis 90 im Landtag. Johannes Remmel. den Fragen und Beiträgen der Betroffenen. Er erklärte sich in seinem Eingangsbeil rag solidarisch mit den Bürgerinnen und Bürgern in der Forderung für einen sofortigen Baustopp. Die anfängliche Zustimmung seiner Partei zum Bau der CO-Pipeline erklärte er mit der ursprünglichen Koppelung dieser Leitung mit der geplanten parallelen Propylen-Pipeline. Diese Kombination sei damals auch im Sinne des Umweltschutzes sinnvoll gewesen. Da jedoch die Propylen-Pipeline nicht mehr gebaut werde, sei die Grundlage für das Enteignungsgesetz nicht mehr gegeben. Außerdem gehe es kein Sicherheitskonzept. Insofern könne die Leitung zwar gebaut, aber nicht betrieben werden. Die Forderung der Grünen/Bündnis 90 nach einem Sicherheitskonzept, der Überprüfung des Enteignungsgesetzes und einem sofortigen Baustopp ist schon in einem Antrag ihrer Landtagsfraktion am 14. Juni 2007 gestellt worden. In der folgenden Diskussion wurde die Haltung der Grünen/Bündnis 90 sehr begrüßt. Gleichwohl wurde mit Skepsis bemerkt, dass sich trotz der vielen Politikeraussagen gegen den Pipelinebau immer noch nichts geändert habe. Genau da liegt der Hase im Pfeffer. Mittlerweile kann sich die Bl vor Politikern, die gegen die CO-Pipeline sind, kaum retten. Groß passiert ist allerdings noch nichts. Im Duisburger Süden wird wie an anderen Orten fleißig an der Pipeline gebastelt. Besonders ärgert die Bl, dass keine Sicherheitsanalyse gemacht wurde. Erich Hennen verweist auf die niederländischen Nachbarn: “In Holland ist solch eine Analyse Pflicht. Auch dort gibt es eine CO-Pipeline. Die verläuft allerdings in einer mehrere hundert Meter breiten Sicherheitstrasse, in der keine Gebäude stehen und sich Menschen nicht aufhalten dürfen.” Glückliche Holländer! Der Widerstand gegen die CO-Pipeline in Duisburg steht mittlerweile auf festen Füße«. Unabhängig von Parteienzugehörigkeit hat sich eine Gemeinschaft gebildet, die entschlossen ist, für ihre Rechte einzutreten. Bleibt tu hoffen, dass sich am Ende der Diskussion der gesunde Menschenverstand durchsetzt, sonst kann sieh der Duisburger Süden auf einen heißen Herbst einstellen. Wer sich vor Ort über die Bl COntra Pipeline informieren will, ist auf der nächsten Versammlung am Mittwoch. 12. September, um 19 Uhr im Pfarrsaal von St. Stephanus – Goslarer Straße in Ungclsheim, herzlich willkommen. a.f.

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