CO-Pipeline Leserbrief

Technikgläubigkeit ersetzt nicht fundiertes Wissen. Leserbrief von Dr. Walther Enßlin Immer wieder beschäftigen sich Bürger mit den Abläufen und Auswirkungen bei einem Leck in der CO-Pipeline. Leider gibt es darauf – wie mancher Leserbrief vermuten lassen könnte – keine pauschale Antwort. Beim einfachsten Fall eines Vollrohrbruches der Giftleitung z.B. durch Erdbeben oder Einschlagen einer Spundwand in den Boden hebt sich die 1,4 m dicke Erdschicht über der Leitung unter dem gewaltigen Druck von 6 bis 40 Bar. Es reißt in kürzester Zeit ein Krater auf, aus welchem mit einem Höllenlärm das CO gegen den Himmel strömt. Wird das Gas entzündet, entsteht eine gewaltige Explosion mit Feuerball, die – wie vor kurzem bei einer Erdgasleitung an der Lahn bei Gießen geschehen – über eine Länge von 100 m Bahnschienen verbiegt und eine Fläche von 150m mal 150 m abfackelt. Dieses große Leck in der Leitung sollte von den Prüfsystemen Dormagen und Uerdingen innerhalb von Minuten erkannt werden und von dort die Leitung durch Ventile in etwa 10 km lange Abschnitte abgeschottet werden. Trotzdem strömen aus dem Bereich mit Leck maximal 10.000 m³ CO bei 20 Bar aus. Allerdings wird die unsichtbare und geruchlose CO-Fahne durch den Wind – wie am Rauch aus einem Schornstein beobachtbar – in bestimmter Steighöhe horizontal umgelenkt. Danach steigt das CO nicht wegen der geringfügig geringeren Dichte als Luft entgegen der Vermutung – wie ein mit Wasserstoff gefüllter Luftballon weiterhin senkrecht nach oben, sondern vermischt sich mit dieser. Bei der folgenden horizontalen Verfrachtung durch Wind kommt es auch zur Verteilung des Kohlenmonoxids in Richtung Boden. Somit ist dieses giftige Gas in einiger Entfernung vom Ort des Lecks auch wieder an der Erdoberfläche wirksam. (Näheres zur Ausbreitung von Schadstoffen aus Schornsteinen ist dazu in der TA-Luft des Bundes-Immissionsschutzgesetzes nachzulesen!) Bei einem kleinen Leck (siehe z.B. 2002 CO-Pipeline in Bayern) nimmt CO die Temperatur des durchströmten Bodens an. Ist dieser kühler als die darüber geschichtete Luft, besitzt CO eine größere Dichte als diese und breitet sich somit an der Oberfläche aus, wo es sich gründlich mit der Luft vermischt und noch in selbst tausendfacher Verdünnung tödlich wirkt.

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