NRZ Erkrath 03.12.2007 zu „Hallo Ü-Wagen“

„Die Situation ist verkorkst…“ PIPELINE. Wut und Angst der Anlieger gingen am Samstag bei „Hallo Ü-Wagen“ live über den Sender WDR 5 ERKRATH. WDR-Moderatorin Julitta Münch hatte es geahnt. „Zum heutigen Thema von Hallo Ü-Wagen Riskant? Kohlenmonoxid-Pipeline in NRW werden die Emotionen hoch kochen.“ Die forsche Diskussionsleiterin baute vor: „Bei uns darf jeder ausreden und niemand wird persönlich diffamiert. Dafür werde ich sorgen.“ Es gelang ihr nicht immer. Dem Duisburger Landtagsabgeordneten Holger Ellerbrock blieb es vorbehalten, bei der vom Hochdahler Markt aus übertragenen Sendung wiederholt Wut und Zorn der Pipeline-Gegner zu provozieren. Der FDP-Politiker bekannte: „Ich sage Ja zum Bau der Pipeline. Ich halte sie für verantwortbar. Hier werden auch von Politikern aus populistischen Gründen Urängste geschürt. Ich sage Ja zur Pipeline weil ich sonst den Chemiestandort NRW gefährdet sehe.“ Pfiffe und Pfui-Rufe Die Antwort hunderter Demonstranten war ohrenbetäubender Lärm aus Trillerpfeifen und lautstarke Pfui-Rufe. Mitgeführte Plakate und Transparente verdeutlichten die pointierten Meinungen: „Giftgas durch Wohngebiete ist ein Verbrechen!“ „Politik versagt, Bayer regiert.“ Zu den Themenkomplexen „Risiken durch hochgiftiges Gas, Trassenverlauf, Sicherheitskonzept und das Verhalten von Politik und Verwaltung im gesamten Gesetzgebungsverfahren“ wurden in der zweistündigen Veranstaltung noch einmal alle vielfach bekannten Argumente vorgetragen. Werner Breuer, erneut als Einzelkämpfer für die Bayer AG unterwegs, erntete allenfalls Mitleid: „Der lügt, aber er ist eine arme Socke, wird immer an die Front geschickt, während sich die hohen Herren nicht blicken lassen“, meinte ein Zuschauer. Beifall und Bravo-Rufe für Dieter Donner, Sprecher der Initiative „Bau-Stopp der Bayer-Pipeline“, der noch einmal auf die lebensgefährliche Bedrohung durch das hochgiftige Kohlenmonoxyd-Gas hinwies: Dies alles geschehe nur aus Gründen der Profit-Optimierung, nicht aus Gründen des Allgemeinwohls. Landrat Thomas Hendele wehrte sich energisch gegen den Vorwurf, der Kreis habe es versäumt, bereits im Raumordnungsverfahren gegen die Pipeline tätig zu werden. Für Heidi Weiner aus Hilden steht dagegen fest: „Die Politiker haben doch alle geschlafen.“ Und Uwe Müller aus Unterfeldhaus fügte hinzu: „Die nehmen unsere Ängste doch alle nicht ernst.“ Beeindruckend der Auftritt von Ukrike Schrooten aus Unterfeldhaus, der es gelang, ruhig und sachlich die Ängste der Bürger anschaulich darzustellen. Landrat Thomas Hendele abschließend: „Der Bau der Pipeline ist nicht verantwortbar, aber politisch sehe ich momentan keine Lösung. Bayer hat einen Rechtsanspruch. Die Situation ist verkorkst.“ Vom 67 Kilometer langen Trassenverlauf sind bereits 40 Kilometer fertig gestellt. Was bleibt, ist die Hoffnung auf eine Klage gegen das Enteignungsgesetz – bis hin zum Bundesverfassungsgericht. Quelle: NRZ

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