Chemie – Krisengipfel: Sirenenalarm und mehr Schnüffelei

– statt Vorsorge – „Entgiftung“ von Opfern Angesichts der grassierenden Chemie-Unfälle der jüngsten Zeit hatte die Landesregierung zum Chemie-Krisengipfel geladen. Regierungschef Rüttgers hat wohl immer noch nicht mitbekommen, was in NRW los ist. Er schweigt weiter und schickt Vertreter seiner Staatskanzlei an die Pressefront. Umweltminister Uhlenberg hat seinen Vorschlag nach einem landesweiten Pipeline-Kataster wiederholt. Wollte er damit davon ablenken, dass sein Ministerium dafür zuständig ist und er selbst das Kataster vor fünf Monaten nach dem INEOS – Unfall (17. März 2008) schon gefordert hatte. Dann hat wohl die Wirklichkeit – Anfang August 2008 mit dem Anbohren der Sauerstoff-Pipeline in Köln- Pesch – ihn mit einem lauten Knall überholt. Wenn jetzt auf die Wiederbelebung eines total veralteten Sirenen-Konzeptes hin gearbeitet wird, ist das aus unserer Sicht purer Aktionismus ohne Sinn. Sirenen haben zunächst mal die Wirkung zu erschrecken. Nach dem ersten Schreck haben sie vielleicht auch Warnwirkung aber eine hilfreiche Information können sie ebenso wenig übermitteln, wie ein beigefügter Geruchsstoff. Schon der Unfall in Wülfrath – mit dem überriechenden Gas – hat dies gezeigt. Sirenen hätten und der Geruch hat die Verletzung und Beeinträchtigung der Menschen nicht verhindert. Der Vorschlag, betroffene Menschen in Containern zu dekontaminieren, mag als „Notmaßnahme“ die Zustimmung der örtlichen Feuerwehren finden. Aber diese Maßnahme und auch die Gas-Spür-Fahrzeuge mit Expertenzentren in Dortmund und Köln nutzen bei einem Atemgift wie Kohlenmonoxid (CO) wenig bis gar nichts. Und auch bei Kohlendioxid (CO2) wären die Fahrzeuge bestenfalls geeignet, die Feuerwehren aus dem Gefährdungsbereich herauszuhalten. Betroffene Menschen könnten dadurch weder geschützt noch gerettet werden. Aber beruhigt uns die Meldung aus der Staatskanzlei? „Die Experten waren sich einig, dass zur Stunde keine grundsätzlichen Mängel bei den Sicherheitsanforderungen, den Sicherheitssystemen in den Betrieben der chemischen Industrie des Landes sowie bei Organisation und Ablauf der Einsätze festgestellt werden können“ Es sind bei den letzten drei Unfällen in Mönchengladbach, Leverkusen und Wülfrath 170 Menschen durch betriebliche Gas-Unfälle verletzt worden. Das waren alles Firmen, die der Störfallverordnung unterliegen. Für Pipelines, die giftiges Gas führen, gilt diese Verordnung überhaupt nicht!

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