Leserbrief zu: Chemiechef kritisiert Rüttgers vom 29.8.2009

Leserbrief von Rainer Kalbe – Hilden Sie machen es sich sehr einfach, Herr Lehner und ich empfinde es als eine unverschämte Beleidigung, die Ängste und Sorgen um die gesundheitliche Zukunft der Trassenanlieger sowie auch deren Kinder und Enkelkinder damit abzutun, sie seien in Grunde nur getrieben von Ängsten um den Wertverlust ihrer Immobilien. Erlauben Sie den über 100.000 Menschen (von denen ist nur ein Bruchteil Immobilienbesitzer!), die sich bisher gegen die CO-Pipeline ausgesprochen haben, einfach die Freiheit, sich um ihre Gesundheit oder gar ihr Leben zu sorgen, wenn ein Unfall passiert. Diese Menschen haben sich über Gefahren und Unsinn dieser menschenverachtenden Pipeline informiert, bevor sie sich aus Überzeugen entschlossen haben, ihre Ablehnung zu dokumentieren. Können Sie uns garantieren, dass nie ein Unglück an dieser Pipeline passiert? Wieso gibt es keine technische Alternative zu diesem angeblich wirtschaftlich unverzichtbaren industriellem Strukturprojekt? Chemische Industrie ist unverzichtbar, zweifellos. Aber sie ist dann nicht mehr akzeptabel, wenn man ganze Landstriche in NRW zu Chemieparks machen will. Wenn man in Krefeld noch mehr CO als bisher braucht, dann muss dort – und nirgendwo anders – auch entsprechend mehr produziert werden. Man kann nicht eine 67.000 Meter lange Rohrleitung als Gasometer benutzen und dies noch den Menschen als dem Allgemeinwohl dienend verkaufen wollen. Was hat diese Pipeline mit neuer Technologie zu tun, wenn sie nicht ein bisher einmaliger unterirdischer Gasometer sein soll? In einem stimme ich Ihnen zu: Ihre Kritik an Herrn Rüttgers ist berechtigt. Unser Ministerpräsident hält schon lange nicht mehr zu seiner Bevölkerung. Er ist zu feige, sich einem ausführlichen Gespräch zu stellen. Er ist sich zu fein, persönliche Briefe zu beantworten oder wenigstens beantworten zu lassen und seine Ausreden sind einfach nur noch unerträglich. Ihm können und werden wir sicher die Quittung zu gegebener Zeit präsentieren. Von Ihnen, verehrter Herr Lehner, hätte ich mehr Objektivität erwartet. Vermutlich wäre Ihre einseitige Parteinahme so nicht zustande gekommen, wenn auch Sie sich umfassend informiert hätten. Herr Steinbrück z. B. hat dies getan und er hat sich aus Überzeugung und nicht aus Opportunismus anschließend entsprechend positioniert. Das verdient auch deshalb unser aller Hochachtung, weil ein so hochrangiger Politiker Fehler eingesteht, wohl wissend, dass er sich damit die völlig unberechtigte Schelte der eigenen Parteigenossen einhandelt. Dass der politische Gegner auch noch draufhaut, ist nachvollziehbar, zeugt aber auch von der eigenen Unfähigkeit, selbstkritisch zu sein und eigenen Fehler einzugestehen. Ein solches Verhalten ist einfach nur primitiv, spiegelt aber auch mehr als deutlich die Kultur wider, die sich inzwischen in Industrie und Politik breit gemacht hat: Der Mensch zählt nicht mehr…

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